Altgemeinderat und AWO-Ehrenvorsitzender Gerd Dember feiert heute seinen 90. Geburtstag
Ein Streiter für Freiheit und Gerechtigkeit und eine funktionierende Gemeinschaft
Als vor 33 Jahren anlässlich des 90-jährigen Bestehens des SPD-Ortsvereins sich exponierte Mitglieder äußerten, warum sie Sozialdemokrat seien, schrieb Gerd Dember seinerzeit: „Ich trat in die SPD ein, weil ich nicht abseitsstehen wollte, sondern aktiv mitarbeiten in einer Partei, welche die besonderen Interessen der Arbeitnehmer vertritt. Darüber hinaus ist die SPD für mich die Partei, die aufgrund ihrer traditionsreichen Geschichte besonders für Gleichberechtigung, Freiheit und Frieden eintritt und sich jeglichem wieder aufkeimenden Nationalismus widersetzt, sich einsetzt für Gerechtigkeit und Solidarität übt gegenüber älteren und schwächeren Mitmenschen in unserer Gesellschaft.“
Wenn der Jubilar heute anlässlich seines 90. Geburtstags auf sein berufliches, politisches und ehrenamtliches Wirken zurückblickt, kann er zufrieden feststellen, dass er das seinerzeit Formulierte gelebt und umgesetzt hat, dass er sich in beispielhafter Manier für die Gemeinschaft eingesetzt hat. Dember zählt ohne Zweifel zu den profiliertesten und exponiertesten Kommunalpolitikern der letzten sechs Jahrzehnte im Ort. Er hat maßgeblichen Anteil, dass die Gemeinde in den 70er und 80er Jahren in der Amtszeit von Bürgermeister Fritz Kaiser zukunftsorientiert weiterentwickelt und die Wohn- und Lebensqualität erheblich gesteigert wurde.
Dember ist ein „Urgestein“ der SPD, das einer sozialdemokratischen Familie entstammt und sich nach dem Zweiten Weltkrieg der Jugendorganisation „Falken“ anschloss. 1961 trat er in die SPD ein und nach seinem berufsbedingten Umzug vom westfälischen Schwelm an die Bergstraße 1962 engagierte er sich umgehend im Ortsverein seines neuen Wohnortes. Er war Kreisvorsitzender der Jungsozialisten und auch Mitglied des Kreisvorstands. In Laudenbach wurde Dember 1964 in den Ortsvereinsvorstand gewählt und übernahm 1970 für zehn Jahre den Vorsitz, ehe er weitere 15 Jahre als Vizechef mit die Weichen für eine erfolgreiche Ortsvereinsarbeit stellte. In der örtlichen SPD setzte er bleibende Akzente. Vor 55 Jahren erschien die erste Informationsschrift „Laudenbach heute und morgen“ und er hatte maßgeblichen Anteil an rund 50 erschienenen Ausgaben. Vor 54 Jahren war er der Hauptinitiator des ersten Waldgrillfestes. Dieser erfolgreichen Premiere folgten viele weitere Vereine, was dann in den Bau des Waldgrillplatzes und der Schutzhütte, die später nach dem Singvereinsvorsitzenden und Hauptverantwortlichen für die Realisierung, Alfred Nagler, benannt wurde, mündete. Als die Gründungssprecherin der SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus, Christel Masseck, 2013 nach Würselen verzog, übernahm er deren Erbe, ehe er das Amt ein Jahr später seinem Wunschnachfolger Herbert Bangert weitergab, aber als dessen Stellvertreter sich noch bis 2018 weiterhin einbrachte.
Dember gehörte von 1973 bis 1999 dem Gemeinderat an und war viele Jahre Fraktionsvorsitzender. Er führte seine Fraktion mit viel Sachverstand und Weitsicht, orientiert an den Zielen und Werten seiner Partei, aber stets auch den Blick über den Tellerrand richtend und bereit zu Kompromissen. Für sein kommunalpolitisches Engagement wurde ihm die Ehrenmedaille des Gemeindetags Baden-Württemberg verliehen. Die SPD würdigte ihn als ersten Genossen am Ort mit der Willy-Brandt-Medaille.
Dember war gemeinsam mit Fritz Kaiser und Günter Wind einer der Erbauer der Partnerschaft mit Ivry-la-Bataille. Er pflegte lange enge freundschaftliche Kontakte in die französische Partnergemeinde und gehörte dem Partnerschaftsausschuss an. Auch die Freundschaft und Vereinspartnerschaft des Singvereins 1870 zum walisischen „Cor Meibion Llanelli“ war ihm ein großes Anliegen. Als 1989 die innerdeutsche Mauer fiel, knüpfte er im Auftrag seines Ortsvereins Kontakte in das thüringische Straußfurt und war Hauptinitiator für eine Unterstützung der dortigen Sozialdemokraten beim Aufbau neuer demokratischer Strukturen.
Nach seinem kommunalpolitischen Engagement widmete sich Gerd Dember in der Nachfolge des unvergessenen Gründers Georg Bickel der örtlichen Arbeiterwohlfahrt (AWO). Er übernahm 1999 den Vorsitz, bildete einen neu strukturierten Vorstand und setzte neue Schwerpunkte. Unter dem Motto „Donnerstag ist AWO-Tag“ wurden regelmäßige Seniorentreffen in der eigenen Begegnungsstätte organisiert und Halbtagsfahrten angeboten. Beide sind bis heute elementare Bestandteile der örtlichen Seniorenarbeit des Ortsvereins. In seiner neunjährigen Amtszeit konnte er die Rückübertragung des AWO-Hauses in Ortsvereinseigentum und die Eintragung in das Vereinsregister erwirken. Die Arbeit der neuen Ortsvereinsführung mündete in einen erheblichen Mitgliederzuwachs. 2014 wurde Dember aufgrund seiner Verdienste für den AWO-Ortsverein zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Dember stellte seinen beruflichen Sachverstand als gelernter Schriftsetzer auch weiteren Vereinen zur Verfügung, indem er einige Chroniken zu Vereinsjubiläen gestaltete. In seinem Beruf verbuchte er einen entsprechenden Aufstieg, wobei er sich lange Jahre auch als Betriebsrat und Betriebsratsvorsitzender für seine Kollegen eingesetzt hatte. Seit Jahren gehört er der Seniorengruppe der Turngemeinde an und seit Jahrzehnten ist er Mitglied im Sportverein. Zu seinem 80. Geburtstag vor zehn Jahren verlieh ihm die Gemeinde die Verdienstnadel für sein jahrzehntelanges beispielhaftes ehrenamtliches Engagement. Seinen heutigen Ehrentag feiert er im Gemeinschaftsraum des betreuten Wohnens am Südring, wo er seit 2021 lebt und wo ihm neben Familie, Freunden und Weggefährten auch der Singverein mit einem Ständchen gratulieren werden.