Besuch des Parteivorsitzenden
Die letzten 20 Jahre seit der Jahrtausendwende waren geprägt von der Fortsetzung des funktionierenden Parteilebens, aber auch von notwendigem Wandel und Anpassungen und insbesondere auch der Pflege von Geschichtsbewusstsein und damit Erinnerungskultur durch zahlreiche Veranstaltungen zu historischen Jahrestagen.
So feierte der Ortsverein 2001 nach sehr intensiver Vorbereitung selbstbewusst sein 100-jähriges Bestehen. Das Jubiläumsjahr wurde eröffnet im Februar mit einem Totengedenken und einer Jubiläumsmatinée mit der damaligen Landesvorsitzenden Ute Vogt. Sämtliche Veranstaltungen im Jahresverlauf wie Heringsessen, Kulturveranstaltung zum Internationalen Frauentag, Maigrillfest, Jahresabschlussfeier und Beteiligung am Weihnachtsmarkt standen im Zeichen des Jubiläums. Im Juni wurde für die Jugend ein Rockkonzert durchgeführt und die Ortsvereinsreise führte im Oktober in die Bundeshauptstadt, wo man am Reichstag dem Schirmherrn des Jubiläums, dem damaligen SPD-Generalsekretär Franz Müntefering begegnete, der im September infolge der Terroranschläge in New York seine Zusage nicht einhalten konnte, zum vorgesehenen Jubiläumsabend zu kommen, so dass man diesen kurzfristig absagen musste.
Er hielt aber Wort, seinen Besuch nachzuholen und sorgte damit für den Höhepunkt der Geschichte des Ortsvereins, als er am 8. Mai 2004, zwischenzeitlich zum Parteivorsitzenden gewählt, Laudenbach besuchte. Zunächst trug er sich im Rathaus in das „goldene Buch“ der Gemeinde ein und von dort ging es zu Fuß in das proppenvolle evangelische Gemeindezentrum. Vor 250 Besuchern sprach er hier zur „Neuen Stärke für Deutschland“ und warb für notwendige Reformvorhaben. Am Ende der Veranstaltung, die von der Big Band des Musikvereins umrahmt wurde, stand er den Gästen noch zu persönlichen Gesprächen zur Verfügung.
Der Aufenthalt in Laudenbach hat ihn so begeistert, dass er nach Schilderung der Landesvorsitzenden Ute Vogt in einer Sitzung der Landes- und Bezirksvorsitzenden der Partei von seinem Gastspiel schwärmte, was Vogt veranlasste, sich zu bedanken, dass der Ortsverein Laudenbach ein so positives Bild mit nach Berlin gegeben habe.
Veranstaltungen 2011 – 2020
Zum 110. Geburtstag im Jahr 2011 erschien eine Sonderausgabe der Ortsvereinszeitung „Laudenbach heute und morgen“ mit einem Fotorückblick der letzten zehn Jahre und im November hatte man in einer hervorragend besuchten Jubiläumsveranstaltung den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden im Bundestag, Gernot Erler, als Festredner zu Gast.
Als die Partei 2013 ihr 150-jähriges Jubiläum feierte, besuchte man die Landesausstellung zur Geschichte der Arbeiterbewegung „Durch Nacht zum Licht“ im Mannheimer Technoseum, lud zu einem Film über die SPD-Geschichte „Wenn Du was verändern willst“ ein, beleuchtete die Ortsvereinsgeschichte anhand der Protokolle 1914 bis 1933 und die AsF erinnerte an 50 Jahr Elysée-Vertrag und damit die deutsch-französische Freundschaft mit dem Theaterstück des Chawweruschtheaters, das wiederholt beim Ortsverein gastierte, „Eine Nacht im August“. An den offiziellen Feierlichkeiten am Brandenburger Tor in Berlin war der Ortsverein mit Ulrike Schweizer und Herbert Bangert vertreten.
Intensive Pflege der Erinnerungskultur und Einsatz gegen Rechts
Die Geschichte beleuchtet wurde u. a. mit einer Zeitzeugenrunde zum Ende des Zweiten Weltkriegs 60 Jahre zuvor 2005 und zum Auftakt der Veranstaltungsreihe gegen Rechts 2006, als Zeitzeugen erinnerten, wie man Hitlers Weg an die Macht erlebte. Im Rahmen dieser Reihe wurde von den Jusos ein Konzert gegen Rechts durchgeführt und als der Bundestagsabgeordnete Martin Gerster mit anderen zum Thema „Der Fremdenhass muss aufhören“ referierte, machten rund 30 junge Rechte der Veranstaltung ihre Aufwartung. Nach einigen Störungen wurden sie des Saales verwiesen und von der alarmierten Polizei in Empfang genommen. Zuvor hatte der Ortsverein 2006 bereits auf die Durchführung seines Grillfestes verzichtet, um an einer Gegenkundgebung gegen einen NPD-Aufmarsch in Weinheim teilzunehmen. 2017 nahm man erneut die Gefahren von Rechts in den Fokus und spürte mit den Referenten Lars Castellucci (MdB) und Mathias Kohler von der Initiative „Mannheim gegen rechts“ der Frage nach „Was tun gegen rechten Populismus?“. 2019 befasste man sich mit der Sprache der Rechten. „Wölfe im Schafspelz“ war das Referat der Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Heidrun Kämper überschrieben.
Als man 2005 eine Veranstaltung zum Thema „60 Jahre Frieden in Europa mit einer Festrede des ehemaligen Weinheimer Oberbürgermeisters Uwe Kleefoot durchführte, wurde Herbert Bangert, der sich in vielen Funktionen um den Ortsverein verdient gemacht hatte, mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet.
Weitere Veranstaltungen mit historischem Hintergrund war 2014 eine Informationsveranstaltung mit der Historikerin und ehemaligen Bundestagsabgeordneten Dr. Konstanze Wegner zum Thema „Überlegungen zu den Ursachen des Ersten Weltkriegs“, zu der man auch den Nachbarortverein aus Hemsbach eingeladen hatte. Man besuchte die KZ-Gedenkstätte in Mannheim-Sandhofen, die das Schicksal der Zwangsarbeiter darstellt und Ausstellungen beispielsweise zur Geschichte der Starkenburg, zum Krankenmord im Nationalsozialismus oder die großen Sonderausstellungen in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Weiter wurden Kloster Lorsch und das Freilichtmuseum „Lauresham“ besichtigt.
Das 50-jährige Landesjubiläum 2002 wurde mit einem Kabarettabend mit Prof. Dr. Hans-Peter Schwöbel gefeiert, der das Zusammenwachsen der ehemals selbständigen Landesteile unter den Titel „Verheierde – in zankbarer Verbundenheit“ stellte.
Zuletzt erinnerte man im Coronajahr 2020 an das Ende des Weltkriegs vor 75 Jahren und die damit einhergehende Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald sowie den 30. Geburtstag der Deutschen Einheit mit einer Wochenendfahrt nach Weimar und Straußfurt, wo der Ortsverein nach der Wende Aufbauarbeit leistete. Einen Schwerpunkt bildeten immer wieder auch Veranstaltungen zum Thema „Bildung“. Herausragend war hier eine Vortragsreihe zu den einzelnen Abschnitten lebenslangen Lernens im Jahr 2008.
Veränderungen im Ortsverein / Arbeitsgemeinschaften 2001 – 2021
In den letzten 20 Jahren wurden auch einige Wechsel im Vorsitzendenamt vollzogen. Armin Kast, der den Ortsverein seit 1995 erfolgreich leitete, bat 2002 um Entlastung und bildete zwei Jahre gemeinsam mit Thomas Bangert und Edith Stockmann eine Troika. 2004 wurde Hans-Jürgen Moser zum Vorsitzenden gewählt, der nach elf Jahren 2015 das Amt aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste, so dass sein Stellvertreter Armin Kast vorübergehend nochmals kommissarisch die Führungsrolle übernahm. In dieser Zeit wurde letztmals das Kerwezelt bewirtschaftet. Seit 2016 nimmt der Ortsverein nur noch mit verringertem Programm am Kerwegeschehen teil. 2016 wurde mit Bianca Rau erstmals eine Frau zur Vorsitzenden gewählt und ihr folgte 2018 mit Vanessa Bausch eine weitere Frau, die mit den Vorbereitungen der anstehenden Wahlen 2019 gleich große Aufgaben zu bewältigen hatte.
Herausragende Bedeutung im Ortsvereinsgeschehen hatten und haben die Arbeitsgemeinschaften. In der seit 1975 aktiven Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen löste 2005 Ulrike Schweizer Helma Ermler als Sprecherin ab. Ermler hatte 1999 die Initiative für eine Kulturveranstaltung zum Internationalen Frauentag ergriffen und diese Veranstaltung ist bis heute nicht mehr aus dem Jahreskalender wegzudenken. Leider musste sie 2020 und 2021 coronabedingt ausfallen. Außerdem zeichnete die Arbeitsgemeinschaft für Heringsessen und Teilnahme am Weihnachtsmarkt verantwortlich und lud zu Informationsveranstaltungen zu frauenpolitischen Themen und beliebten Tagesfahrten ein. Als sich Ulrike Schweizer 2016 als Sprecherin zurückzog, konnte bedauerlicherweise keine Nachfolgerin gefunden werden, so dass sich die über Jahre so erfolgreiche Arbeitsgemeinschaft nach 41 Jahren auflöste. Damit verbunden war der Rückzug vom Heringsessen 2017. Frauentag und Weihnachtsmarkt wurden dagegen in Verantwortung des Ortsvereins weiter betrieben.
2005 gründete sich eine Jusogruppe mit Sprecher Christoph Schulz insbesondere mit dem Ziel, Politikverdrossenheit und rechtsradikalem Gedankengut entgegenzuwirken und für Toleranz und soziale Gerechtigkeit einzutreten. Man lud zu Filmabenden und Veranstaltungen ein, organisierte Konzerte und war Gast im Stuttgarter Landtag. Leider löste sich die Gruppe nach einigen Jahren, bedingt durch Berufs- und Studienorientierung der Aktiven, wieder auf.
Eine besondere Erfolgsstory ist die 2004 von Christel Masseck gegründete Arbeitsgemeinschaft 60+, die von Beginn an monatlich mit Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themen aufwartet und wenige Monate nach der Gründung mit einem Gastspiel der bundesweit bekannten Barden „Hein und Oss“ für einen ersten Glanzpunkt sorgte. Christel Masseck, seit 2005 auch Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft und zwei Jahre später auch Mitglied des Landesvorstandes, hat die örtliche Arbeitsgemeinschaft sowohl politisch wie auch gesellschaftlich geprägt. Unzählige politische Themen wurden in den regelmäßigen Treffen mit Referenten oder auch in internen Runden diskutiert, es gab Sommerfeste und von Anbeginn an zum Jahresabschluss eine gemütliche Runde mit Feuerzangenbowle und Imbiss. Masseck, zuvor auch bereits AsF-Sprecherin, stellvertretende Vorsitzende und langjährige Gemeinderätin, war eine wichtige Stütze im Ortsverein. Sie wurde bereits im Gründungsjahr der AG 60+ 2004 mit der Willy-Brandt-Medaille ausgezeichnet. Als sie sich im Frühjahr 2013 gemeinsam mit ihrem ebenfalls im Ortsverein aktiven Ehemann Eckhard nach Würselen und damit in die Nähe ihrer Tochter verabschiedete, hielt Gerd Dember die 60+-Fackel am Brennen, ehe im April 2014 Herbert Bangert die Sprecherrolle übernahm und die erfolgreiche Arbeit fortsetzte. Er organisierte zahlreiche Exkursionen und Tagesfahrten und als die Reihe der erfolgreichen Ortsvereinsreisen 2014 pausierte, lud er im „Karlsjahr“ zu einer Wochenendreise nach Aachen/Würselen ein, auch um Christel und Eckhard Masseck in ihrem neuen Lebensumfeld zu besuchen. Als die Arbeitsgemeinschaft 2019 ihr 15-jähriges Bestehen feierte, konnte man Christel Masseck ebenso begrüßen wie den Bundesvorsitzenden Lothar Binding, den Kreisvorsitzenden Norbert Theobald und den Vorsitzenden der befreundeten Weinheimer AG, Hans Georg Junginger, was unterstreicht, welche Wertschätzung die AG weithin erfährt.
Sicherlich eine „Alleinstellung“ in der Region hat der Ortsverein mit der Durchführung seiner Reisen, für die bis 2010 Herbert Bangert 25 Jahre verantwortlich zeichnete. Von 2011 bis 2016 lud Hans-Jürgen Moser zu den Reisen ein. Nachdem er den Ortsvereinsvorsitz aus gesundheitlichen Gründen abgegeben hatte, verzichtete er schweren Herzens auch auf die Fortführung dieser Tradition. 2020 folgte Herbert Bangert dem vielfach geäußerten Wunsch mit der Zweitagesreise nach Thüringen.
Mitbestimmend im Geschehen einer Partei sind selbstverständlich die Wahlkämpfe, in die man sich mit großem Engagement einbrachte. So unterstütze man die Kandidaturen zum Bundestag und Landtag und leistete einen Beitrag, dass man mit Dr. Konstanze Wegner und Lothar Binding bzw. Hans Georg Junginger und Gerhard Kleinböck in den Parlamenten vertreten war. Bei den Europawahlen galt die Unterstützung insbesondre dem Mannheimer Peter Simon, dem die Partei 2019 unverständlicherweise einen aussichtsreichen Listenplatz verwehrte.
Im Gemeinderat war man seit 1999 in der Minderheit mit sieben bzw. acht von 18 Mandaten. 2019 gab es entscheidende neue Weichenstellungen in der Kommunalpolitik, als erstmals die Grünen antraten und auf Anhieb – wie auch die SPD – fünf Mandate errangen, so dass die konservative Mehrheit gebrochen war.
Einen großartigen Erfolg verbuchte man bei der Bürgermeisterwahl im gleichen Jahr, als sich der von SPD und Grünen unterstütze, allerdings unabhängig kandidierende Benjamin Köpfle durchsetzte, der trotz schwieriger Startbedingungen mit Blick auf Haushalt und Corona-Pandemie in seinem ersten Amtsjahr wichtige Akzente in der nachhaltigen Zukunftsgestaltung der Gemeinde setzte und mit Bürgerbeteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz einen neuen Stil pflegt.