Gefeiertes Gastspiel „Iwwa die Brick“ beim Frauentagsevent im Festsaal der Sonnbergschule
Dickes Künstlerinnenkompliment: „Laude’bach – Ihr seid der Hammer!“
10. März 2025 – Welch eine Hommage an die unvergessene Mannheimer Ausnahmesängerin Joy Fleming! Sie kehrte in den Erinnerungen des Ensembles des musikalischen Bühnenstücks biografisch und musikalisch nach Laudenbach zurück, wo sie vor Jahren gemeinsam mit der örtlichen Big Band ein gefeiertes Konzert gab. Für die musikalischen Glanzpunkte sorgte insbesondere Susan Horn, begleitet von Pianist Claude Schmidt, der jahrelang für Joy Fleming spielte, während Heidi Kattermann, Tochter von Joy Fleming, gemeinsam mit dem Schauspieler Henry Dahlke die wichtigen Stationen des bewegten Lebens Flemings – unterstützt von einer Lichtbildshow – Revue passieren ließ, aber zusätzlich auch einige gesangliche Kostproben gab. Gemeinsam gelang es, authentisch, witzig und ehrlich Einblicke in Leben und Wirken der großen Sängerin zu gewähren und das Publikum im ausverkauften Festsaal der Sonnbergschule zu begeistern, was ihm das Kompliment einbrachte „Laude’bach – Ihr seid der Hammer!“.
Doch ehe das Künstlerquartett den Abend bestimmte, oblag es zunächst der Exvorsitzenden Vanessa Bausch, die Gästeschar zu begrüßen, unter ihnen der Landtagsvizepräsident und Kreisvorsitzende Daniel Born mit seiner Co-Vorsitzenden Dr. Andrea Schröder-Ritzrau und seinem Landtagskollegen Sebastian Cuny, der frühere langjährige Landtagsabgeordnete Hans-Georg Junginger sowie die Ortsvereinsführung mit Sven Olthoff und Yvonne Weiß. Bausch erinnerte an die bis 1911 zurückreichende Geschichte des Frauentags und das in diesem Jahr zu begehende Jubiläum nachdem die Vereinten Nationen 1975, damit vor 50 Jahren, den 8. März zum „Tag für die Rechte der Frau“ ausgerufen hätten. Es bleibe die gemeinsame Verantwortung, immer noch bestehende Ungleichheiten zu bekämpfen und eine Gesellschaft zu schaffen, in der Frauen und Männer gänzlich gleiche Chancen und Rechte hätten. „Lassen Sie uns heute und jeden Tag daran arbeiten, die Barrieren abzubauen, die Frauen daran hindern, ihr volles Potenzial zu entfalten“, so Bausch, ehe sie Bühnenstück und Künstler vorstellte.
Gewalt gegen Frauen allgegenwärtig
Die Eröffnungsrede (Wortlaut nach diesem Artikel) hielt die Fraktionssprecherin im Gemeinderat, Ulrike Schweizer, die einst als Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen auch einige Jahre für diese Veranstaltung verantwortlich zeichnete. Schweizer beschrieb den internationalen Frauentag auch über 100 Jahre nach seinem Entstehen als weiter unverzichtbar und dies gelte nicht nur für den Kampf um Gleichstellung, sondern auch im Gedenken an die vielen Frauen, die unterdrückt würden, denen Gewalt angetan werde und die gar ermordet würden. „Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig“ stellte Schweizer fest und bedauerte, dass auch in Deutschland fast täglich eine Frau getötet werde. Die Rednerin erinnerte an das letztjährige Jubiläum des Grundgesetzes und den Kampf der vier „Mütter“ um Aufnahme der Gleichberechtigung in den Grundrechtskatalog. Dr. Elisabeth Selbert habe später wenige Jahre vor ihrem Tod allerdings ernüchtert feststellen müssen: “ die mangelnde Heranziehung von Frauen zu öffentlichen Ämtern und ihre geringe Beteiligung in den Parlamenten ist schlicht Verfassungsbruch in Permanenz“. Schweizer listete die noch lange Jahre in der Bundesrepublik geltenden gesetzlichen Ungleichheiten auf und sah im Recht auf Selbstbestimmung zum Schwangerschaftsabbruch und in der ungleichen Bezahlung sowie der ungleichen Besetzung von Spitzenpositionen bleibende Herausforderungen. Sie richtete ihren Blick auf die Frauenanteile in den unterschiedlichen Parlamenten und Parteien und bedauerte, dass eine „frauenfeindliche Partei“ bei der letzten Bundestagswahl 20,8 Prozent der Stimmen habe erreichen können. Es sei die große Aufgabe, die Demokratie, die Freiheit und das Streben nach Gleichberechtigung zu verteidigen, sagte Schweizer und bemerkte „die Gleichstellung der Frau in Beruf und Gesellschaft ist erst dann erreicht, wenn auch in wichtigen Positionen von Unternehmen und Organisationen unfähige Frauen sitzen“.
Eröffnung mit dem „Neckarbrücken-Blues“
Das liebevoll inszenierte Bühnenstück wurde kraftvoll von Susan Horn mit dem legendären „Neckarbrücken-Blues“ eröffnet. Hier glaubte man, die leibhaftige Joy Fleming zu hören und jener Eindruck sollte sich an diesem Abend noch vielfach wiederholen. Gleiches gilt auch für die äußere Erscheinung und die typische „Monnemer Schlappgosch“ von Heidi Kattermann. Beides ähnelt der von ihr geliebten und verehrten Mutter, was in den biografischen Einschüben sehr deutlich wurde. Gemeinsam mit Henry Dahlke beschrieb sie die schwierige Kindheit und Jugend ihrer Mutter „sweet little Erna“ im Haushalt eines gewalttätigen Vaters und später ungeliebten Stiefvaters, deren Kinderzimmer unter der Jungbuschbrücke gewesen sei. Im Alter von 16 Jahren habe sie für die in Mannheim stationierten amerikanischen Soldaten gesungen. Nachdem sie kein Englisch sprach, waren sämtliche Texte in Lautschrift vorbereitet. Es folgten Jahre mit der Band „Hit Kids“, die auch als Vorgruppe für ein Janis Joplin-Konzert engagiert war, ehe Fleming 1971 ihre Karriere als Solosängerin begann und ein Jahr später mit dem „Neckarbrückenblues“ erfolgreich war Tochter Heidi begleitete ihre Mutter immer wieder zu Auftritten und war dabei angespannter als ihre Mutter. Eingestreut in diesen ersten Teil des Flemingschen Lebenslaufs waren die Lieder „Waltz for Debbie“, „Miteinander“ als Duett der beiden Frauen, „Ich sing‘ fers Finanzamt“, „My funny Valentine“ und „Geld“ (Horn), während das bekannte „Fieber“ von Kattermann gesungen wurde.
Teilnahme am European Song Contest
Im zweiten Programmteil erinnerte Horn zunächst stimmgewaltig an die leider wenig erfolgreiche Teilnahme Flemings am Europäischen Song Contest 1975 in Stockholm mit dem Song „Ein Lied kann eine Brücke sein“. Man blickte auf die Ehe mit Bernd Liebenow, der auch als Flemings Manager wirkte und sorgte für Lacher, als man eine Szene an der damals noch bestehenden innerdeutschen Grenze mit dem zu einem Konzert reisenden Ehepaar Fleming/Liebenow mit dem systemgetreuen Grenzsoldaten (Horn) nachspielte. Als 1989 die Mauer fiel, veröffentliche Fleming „Sing and take my hand“. Ein Jahr später habe Fleming mit Liebenow und dem Pianisten Claude Schmidt das eigene Plattenlabel „Rö-Mo Records“ gegründet. Einige Jahre später sei der neue Lebensgefährte, der französische Komponist und Musiker Bruno Masselon in ihr Leben getreten, den Fleming wegen seiner hageren Erscheinung als „moin Knoche“ beschrieb. Ihre Mutter habe sich zeitlebens für Kinder und Tiere engagiert und das auch mit entsprechenden Benefizkonzerten unter Beweis gestellt, beschrieb Kattermann ihre Mutter. Sie zeigte sich stolz, wie es ihrer Mutter gelungen sei, Karriere und die damit verbundenen weltweiten Tourneen mit der Erziehung ihrer Kinder zu bewältigen. Es sei ihr Credo gewesen „Für Musik leb‘ ich, für Musik sterb‘ ich“ und habe ihren Antrieb auch wie folgt beschrieben: „Ich sing für Leute, die mich mögen. Ich singe auch für Leute, damit sie mich mögen“. Die jeweiligen Lebensstationen wurden musikalisch mit „Oh Kall, oh Kall“, dem Simon & Garfunkel-Hit „Bridge over troubled water“, „Butzekrampel“ und „Halbblut“ unterlegt, ehe vor dem Schlusslied „Monnemer Dreck“ Ulrike Schweizer gebeten wurde, die mitgebrachte geschätzte Mannheimer Spezialität im Saal zu verteilen. Kattermann erinnerte an den Wunsch ihrer Mutter: „Leg‘ ich mich zur ewische Ruh, deckt mich mit Monnemer Dreck zu“, dem man bei der Beerdigung in ihrem Wohnort Hilsbach gerecht geworden sei, indem unter anderem Künstlerkollegen Erde aus Mannheim mitgebracht hätten. Schließlich ging der Saal nochmals richtig ab, als bei der Zugabe „Respect“ (Aretha Franklin) Susanne Horn durch die Reihen ging und schließlich auf Tischen sang. Ein wahrlich stimmungsvoller Ausklang einer großartigen Veranstaltung!
Zum 8. März 2025 – 26. Frauentag der SPD Laudenbach – Einführungsrede von Ulrike Schweizer
Guten Abend sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, werte Gäste!
Zunächst bedanke ich mich bei unserem SPD-Vorstand dafür, dass ich die Reihe der politischen Rednerinnen zu unseren Frauentags-Veranstaltungen in Laudenbach heute fortführen darf. Danke für euer Vertrauen!
Der Internationale Frauentag – auch Weltfrauentag, Frauenkampftag oder nur Frauentag genannt – findet seit mehr als 100 Jahren jährlich am 08. März statt. Ideengeberin in Deutschland war 1910 die deutsche sozial-kommunistische Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin Clara Zetkin. 1911 fand der erste internationale Frauentag statt, um das Wahlrecht für Frauen einzufordern – das liegt nun 114 Jahre zurück.
Es passt sehr gut, dass wir hier heute direkt am 8. März – am internationalen Frauentag – auch unsere kulturelle Veranstaltung durchführen können. Und es ist wieder einmal erfreulich, so viele interessierte Menschen dabei zu haben.
Der Frauentag hat jedes Jahr auch ein Motto. Das Motto in diesem Jahr 2025 ist „Für ALLE Frauen und Mädchen: Rechte. Gleichstellung. Empowerment.“
Der 8. März ist zwischenzeitlich sogar in zwei deutschen Bundesländern ein Feiertag: seit 2019 in Berlin und seit 2023 in Mecklenburg-Vorpommern. Und vor 50 Jahren – 1975 – riefen die Vereinten Nationen erstmals das Jahr der Frau aus und etablierten damit weltweit diesen Tag ganz offiziell zum Welt-Frauentag! Das ist insofern von Bedeutung, dass dieser Tag damit eine besondere Geltung erlangt hat. Der internationale Frauentag ist auch nach über 100 Jahren noch immer wichtig. Nicht nur für den Kampf um Gleichberechtigung, sondern auch zum Gedenken an die vielen Frauen, die unterdrückt werden und denen Gewalt angetan wird – bis hin zur Bedrohung ihres Lebens.
Den sogenannten Femizid gibt es häufiger, als wir es tatsächlich wahrnehmen. Als Femizid bezeichnet man die Tötung von Frauen oder Mädchen als extreme Form geschlechtsbezogener Gewalt.
Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig. Nicht nur in Afghanistan –wo das weibliche Geschlecht quasi gar nicht mehr existent sein darf. Frau darf nicht gesehen oder gehört werden. Und das ist dort geltendes Recht! Oder in Indien – wo Frauen und Mädchen wehrlos ausgebeutet und rechtlos behandelt werden. Nein auch hier in Deutschland gibt es Frauen, die in Angst leben.
Die Bundesministerinnen Faeser und Paus veröffentlichen erstmals im November letzten Jahres ein Lagebild zu „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“. Darin wird aufgeführt, dass fast täglich in Deutschland eine Frau getötet wird. In Deutschland!
68,6 Prozent der Tötungsdelikte werden dem Bereich der Häuslichen Gewalt zugeordnet. Das bedeutet, dass die meisten Mädchen und Frauen durch innerfamiliäre Gewalt oder Partnerschaftsgewalt getötet werden. Dieser Fakt ist auch deshalb so erschreckend, weil es dafür anscheinend keine richtige Lobby gibt. Die wenigsten Menschen scheinen sich dafür zu interessieren.
Solange das so ist, müssen wir erstrecht den Frauentag begehen, um auf die Unterdrückung von Frauen europa- und weltweit aufmerksam zu machen!
Dieses traurige Kapitel anzusprechen ist mir ein Anliegen. Dennoch möchte ich es heute aber nicht weiter vertiefen.
Vielmehr möchte ich darüber reden, dass Frauen tatsächlich die Welt bewegen können, wenn man(n) sie nur lässt!
Im vergangenen Jahr hatte die SPD Laudenbach eine wichtige Veranstaltung zu 75 Jahre Grundgesetz. Hierzu darf ich nochmals darauf hinweisen, dass es vier Frauen gab, die als „Die vier Mütter“ des Grundgesetzes in die Geschichte eingegangen sind. Sie haben sich für die Rechte der deutschen Frauen und ihre Gleichberechtigung eingesetzt.
Insbesondere hervorzuheben ist dabei die Anwältin und SPD-Politikerin Dr. Elisabeth Selbert. Sie wirkte 1948 und 1949 im Parlamentarischen Rat maßgeblich bei der Erarbeitung des Grundgesetzes mit. Der Gleichberechtigungs-artikel ist vor allem ihrem hartnäckigen Einsatz zu verdanken. Drei Lesungen und unzählige Waschkörbe mit Protestschreiben aus der Öffentlichkeit waren nötig, bis die klare „selbertsche“ Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in den Grundrechte-Katalog aufgenommen wurde. Bis 1958 gehörte Dr. Elisabeth Selbert dem Hessischen Landtag an. Gefragt nach der Umsetzung des Grundrechts auf Gleichberechtigung meinte sie wenige Jahre vor ihrem Tod: „Die mangelnde Heranziehung von Frauen zu öffentlichen Ämtern und ihre geringe Beteiligung in den Parlamenten ist schlicht Verfassungsbruch in Permanenz.“
Im Zweiten Weltkrieg und vor allem danach leisteten Frauen – die sogenannten Trümmerfrauen – Schwerstarbeit in Deutschland. Die Männer waren im Krieg, wurden getötet, verschleppt oder in Gefangenschaft. Und die, die zurückkamen, waren schwer verletzt oder traumatisiert. Die Frauen räumten Trümmer – die „Überbleibsel des „Tausendjährigen Reiches“ – mit bloßen Händen beiseite. Sie bauten die Städte wieder auf. In Büros und Fabrikhallen verrichteten sie sogenannte „Männerarbeit“. Dies schlug sich dann in ihrem Selbstverständnis nieder und war eine der Grundlagen für die Forderung nach Gleichberechtigung!
Die vier Mütter des Grundgesetzes – Friederike Nadig (SPD), Dr. Elisabeth Selbert (SPD), Dr. Helene Weber (Zentrum dann CDU) und Helene Wessel (Zentrum dann SPD) – hatten zwischen 1920 und 1933 in Parteien, Versammlungen und Parlamenten Erfahrungen gesammelt. Diese konnten sie gut gebrauchen bei dem Gegenwind, den sie beim Gleichberechtigungsartikel erfuhren. Ganz besonders Elisabeth Selbert setzte dabei auf die Kraft des Arguments. Sie hielt Vorträge in zahlreichen Städten, woraufhin zigtausend Eingaben zur Gleichberechtigung den Parlamentarischen Rat erreichten.
Die Umsetzung dieser „Gleichberechtigung“ ist seit 1949 ein ständiger Kampf. Das aktive und passive Wahlrecht erstritten sich die deutschen Frauen bereits 1918. Doch trotz des Artikels 3 in der neuen Verfassung, gab es in der jungen Bundesrepublik noch viele gesetzliche Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen, insbesondere bei verheirateten Frauen. Viele bezogen sich auf das noch nicht geänderte Bürgerliche Gesetzbuch (BGB).
Beispiele dafür sind:
- Noch immer hatte der Ehemann auch das alleinige Bestimmungsrecht über Frau und Kinder inne, er verwaltete ihren Lohn, sie durfte kein eigenes Bankkonto eröffnen. Das wurde erst 1958 geändert.
- Erst ab 1962 hatte die Frau ein Recht auf ein eigenes Konto.
- Eine verheiratete Frau wurde erst nach 1969 als geschäftsfähig angesehen.
- Bis zum Jahr 1977 benötigte die Ehefrau die Erlaubnis ihres Ehemanns, arbeiten zu dürfen. Erst seit 1977 darf sie sich eigenständig Arbeit suchen und Arbeiten gehen.
Der Streit um die Gleichberechtigung der Frau in Deutschland geht auch 76 Jahre später weiter.
Zum Beispiel in dem Recht auf Selbstbestimmung im §218 StGB, zum Schwangerschafts-Abbruch oder um gerechte Bezahlung: gleicher Lohn für gleiche Arbeit oder um die Besetzung von Stellen in den Vorstands-Etagen und im Aufsichtsrat oder, oder, oder.
Der in Artikel 3 enthaltene Auftrag bleibt aktuell: In Versammlungen, Räten und Parlamenten sind Frauen weiter deutlich in der Minderzahl.
Seit der ersten Bundestagswahl 1949 stieg zwar die Zahl weiblicher Abgeordneter im Bundestag. Zu Beginn der ersten Wahlperiode waren 6,8 Prozent der Abgeordneten Frauen. Im nun kommenden – frisch gewählten – 21. Deutschen Bundestag liegt der Frauenanteil bei 630 Abgeordneten mit 204 Frauen bei 32,4 Prozent. Im Vergleich zu 2021 ist er um 2,4% gesunken! Nach der Wahl 2021 waren es noch 34,8 Prozent.
Nach Auskunft der Webseite „Bundestag.de“ verteilt sich der Anteil weiblicher Abgeordneter wie folgt: Am höchsten ist der Frauenanteil bei Bündnis 90/Die Grünen mit 61,2 Prozent (2021: 58,5 Prozent). Am niedrigsten ist er bei der AfD mit 11,8 Prozent (2021: 13,3 Prozent).
Bei der CDU liegt der Frauenanteil bei 22,6 Prozent (gesunken um 1,2%: 2021: 23,8%), bei der SPD beträgt er 41,7 Prozent (gesunken um 0,1%: 2021: 41,8%), bei der Fraktion der Linken ist er um 2,1 Prozentpunkte auf 56,2 Prozent gestiegen (2021: 53,9%)
Ein kurzer Blick auf unser „Ortsparlament“ den Gemeinderat zeigt, dass von den 18 GR-Mitgliedern sieben weiblich sind – das sind = 38,9% – immerhin eine deutlich höhere Quote als im Bundestag oder im Landtag BaWü (31,8%).
Erschreckend ist die Zahl der Menschen – insbesondere auch vieler jungen Menschen – die bei der letzten Wahl eine besonders frauenfeindliche Partei gewählt haben, sodass diese mit 20,8 Prozent in unser Parlament eingezogen ist. Die Partei, die den geringsten Frauenanteil aufweist und sich auch noch eine Frau an ihre Spitze gesetzt hat. Eine Frau, die in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft mit einer „ausländischen“ Frau lebt – und freudig ihr Parteiprogramm vertritt, in dem es heißt, dass eine Familie ausschließlich aus Mann – Frau – Kinder/n besteht und das damit wirbt, dass Deutschland von allen Ausländern befreit werden müsse.
Ich möchte hier Teile einer Studie von Judith Rahner wiedergeben, die am 2. März in den WN zu lesen war. Judith Rahner ist Sozialwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des deutschen Frauenrates. Sie sagt, dass diese o.g. Partei in weiten Teilen antifeministisch sei! Frauen sind nach deren Ideologie dafür da, Kinder zu erziehen und den Erhalt eines Volkes zu gewährleisten.
Mit in den Bundestag eingezogen sind u.a. auch Menschen dieser Partei, die Sätze von sich gegeben haben wie: „Die strukturelle Benachteiligung von Frauen gleicht einem Yeti. Jeder spricht darüber, aber noch niemand hat ihn ernsthaft gesehen“ (Nicole Höchst). Und: „Feministinnen sind hässliche, grässliche Gestalten“ (Maximilian Krah).
Frauenförderung lehnt diese Partei ab. Außerdem leugnet sie die bestehende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Einer ihrer Politiker (Thomas Erhorn) nannte den Gender-Pay-Gap sogar „ein Märchen“. Es ist unsäglich und erschreckend, was diese Leute von sich geben und welchen Zuspruch diese Partei mit Falschmeldungen, Hetze, Frauen- und Menschenfeindlichkeit erlangt hat. Diese Leute bedrohen unsere Demokratie, unsere Freiheit und unsere Errungenschaften!
Die Wahrheit ist, dass Frauen noch immer rund ein Fünftel weniger pro Arbeitsstunde verdienen als Männer. Die Mütter des Grundgesetzes, insbesondere Helene Weber und Friederike Nadig, traten schon vor 75 Jahren dafür ein, die Lohngleichheit im Grundgesetz zu verankern. Die Gleichbehandlung am Arbeitsplatz wurde als Rechtsanspruch erst 1980 und 1994 umgesetzt.
Heute – im Zeitalter des weltweiten Netzes – geht es mit der Gleichberechtigung vielleicht etwas besser voran, weil sich Informationen und Aufrufe rascher verteilen lassen.
Wir Deutsche fühlen uns oft verpflichtet, anderen Frauen in anderen Kulturen oder in Entwicklungsländern zur Gleichberechtigung zu verhelfen. Doch das ist ein ganz anderes Thema und ein schwieriges Unterfangen. Schauen wir doch zuerst mal auf die Dinge, die vor unserer Haustür passieren, hier in Deutschland und in Europa. Da gibt es auch noch viel zu tun.
Frauen müssen mehr leisten, um die gleichen Chancen wie Männer zu erhalten. Frauen müssen härter arbeiten als Männer, um die gleiche Anerkennung zu erlangen – und sie dürfen sich weniger Fehler erlauben als diese. Deshalb hat es einmal eine liebe Bekannte von mir ganz treffend formuliert: „Die Gleichstellung der Frau in Beruf und Gesellschaft ist erst dann erreicht, wenn auch an wichtigen Positionen von Unternehmen und Organisationen unfähige Frauen sitzen“.
Abschließend möchte ich betonen, was wir keinesfalls vergessen dürfen: heute wissen wir, dass sich die Menschheit nicht nur in Männer und Frauen aufteilt. Die Geschlechter sind weitaus unterschiedlicher / diverser. Die Gleichberechtigung gilt somit auch für diese Menschen. Im ersten Satz unseres Grundgesetzes Art.1 (1) heißt es: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Angesichts des immer stärker werdenden Rechts-rucks, der immer lauter werdenden Unwahrheiten, der ausufernden Fremdenfeindlichkeit und der zunehmenden Ablehnung von anders Denkenden, anders Lebenden, anders Liebenden, sind wir angehalten – und ist es unsere Pflicht – unsere europäische Demokratie, unsere Freiheit sowie unser Streben nach Gleichberechtigung zu verteidigen. Denn auch unsere Kinder und Enkel haben ein Recht auf ein freies selbstbestimmtes Leben in Frieden und Freiheit.
Danke für Ihr Interesse!