Laudenbach als Teil der „Evangelischen Kirchengemeinde nördliche Bergstraße“
SPD-AG 60plus befasste sich mit dem Strategieprozess der evangelischen Kirchenstruktur
1. Juni 2025 – Einmal mehr befasste sich die Arbeitsgemeinschaft 60plus innerhalb des SPD-Ortsvereins mit einem originär kirchlichen Thema, das aufgrund der Bedeutung der Kirche als gesellschaftsgestaltende Kraft auch Auswirkungen auf das Zusammenleben in der Gemeinde und der Gesellschaft insgesamt hat. Der Vorsitzende des örtlichen Kirchengemeinderates, Dr. Rainer Dick, informierte über den Stand des Strategieprozesses in der evangelischen Kirchenstruktur und stieß auf interessierte Zuhörer, die im Anschluss lebhaft diskutierten und hierbei insbesondere versuchten, den vielfältigen Ursachen der rückläufigen Mitgliederzahlen nachzuspüren.
Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft, Herbert Bangert, erinnerte, dass man mit Romreise, Filmabend im Lutherjahr und Exkursionen zu Moschee und Synagoge in Mannheim schon wiederholt sich kirchlicher Themen angenommen habe. Man tue dies, weil man in den Kirchen einen wichtigen, integralen Bestandteil des gemeindlichen und gesellschaftlichen Lebens sehe, die auch wichtige Infrastrukturen zur Verfügung stellten. Bürger- und Kirchengemeinde handelten in freier, konstruktiver Partnerschaft und trügen in gegenseitiger Unabhängigkeit gemeinsam Verantwortung für die Menschen. Der Auftrag von Jeremia 29,7 „Suchet der Stadt Bestes“ umfasse die gemeinsame Verantwortung von Politik und Kirchen und richte sich an alle. Die Gesellschaft basiere auch auf dem ethischen Wertesystem der Kirchen, wobei Bangert auch auf die bedauerlichen Missbrauchsfälle einging, die mit ursächlich seien, dass viele den Kirchen den Rücken kehrten, was dazu führe, dass diese Strategien und Strukturen entwerfen, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden.
Dr. Rainer Dick begründete die Notwendigkeit des Strategieprozesses mit den dramatisch rückläufigen Mitgliederzahlen, wobei die Gründe für Kirchenaustritte vielfältig seien. Die Religiosität in der Gesellschaft sei stark zurückgegangen, die Mehrheit der deutschen Bevölkerung bete kaum bis nie. Die schleppende bis fehlende Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt würden oft als Grund für die Abwendung von der Kirche angeführt. Schwindende Mitgliederzahlen bedeuteten rückläufige Einnahmen und deshalb müssten Gegenmaßnahmen zur Bewältigung der finanziellen Nöte ergriffen werden, die in der evangelischen Kirche unter dem Begriff des „Strategieprozesses“ zusammengefasst würden. Ziel sei es, mit weniger finanziellen Mitteln, weniger Gebäuden und weniger Personal Kirche zu gestalten. Bis 2032 sollten 30 Prozent aller Haushaltsmittel eingespart werden. Die Anzahl der kostenintensiven Gebäude, die grundsätzlich im Eigentum der Gemeinden stünden, sollten deutlich verringert werden, wobei die Auswahl dem Bezirkskirchenrat zugewiesen sei. Die Gebäude würden in Anleitung an das Verkehrsampelsystem in grün, gelb oder rot eingeteilt. Von „roten“ Gebäuden wolle man sich trennen, „grüne“ Gebäude sollten erhalten bleiben und bei „gelben“ Gebäuden sei die Erhaltung noch nicht abschließend beschlossen. Auf Nachfrage sagte Dick, dass die alte Dorfkirche „grün“, das neue Gemeindezentrum „gelb“ sei, so dass man deren Erhalt nicht als kritisch ansehe.
Eine weitere bedeutende Sparmaßnahme betreffe das Personal sowohl im geistlichen wie im administrativen Bereich. Pfarrer seien künftig nicht mehr einer Gemeinde zugeordnet, sondern nähmen ihre Aufgaben in Dienstgruppen wahr, was in den Bachgemeinden bereits umgesetzt sei. Die Dienstgruppen würden selbständig entscheiden, wer welche Aufgaben übernehme. Dies führe auch zu Auswirkungen auf die Häufigkeit der Gottesdienste. Im Gefolge der Sparmaßnahmen würden die Kirchenbezirke vergrößert, Nach langer Diskussion hätten die Kirchengemeinderäte der Bezirke Laudenbach, Hemsbach und Hemsbach/Sulzbach beim Oberkirchenrat die Fusion zum 1.1.2026 beantragt. Die Fusion ziehe eine Reihe organisatorischer und finanzieller Konsequenzen nach sich. Als neuen Namen habe man sich schließlich auf „Evangelische Kirchengemeinde nördliche Bergstraße“ verständigt.
Dick stellte die Frage, wie Kirchen dem Mitgliederschwund entgegentreten könnten und was im Erscheinungsbild und Auftreten der Kirchenorganisation verändert werden müsse und stellte fest, dass unsere Kultur auch auf christlichen Werten basiere. Grassierender Egoismus, fehlendes Mitgefühl, Rücksichtslosigkeit, Lügen und Gewalttätigkeit in der Gesellschaft forderten auch die Kirche, sich klar zu positionieren. Hierbei zitierte er die ehemalige Bischöfin Margot Käßmann: „Wenn erklärt wird, Kirche solle sich auf das Eigentliche konzentrieren und dürfe nicht politisch sein, erscheint mir das als Widerspruch zur Verkündung Jesu“. Dick begrüßte ausdrücklich klare Stellungnahmen der Kirche zu gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen und zur Verteidigung der universalen Menschenrechte und lud abschließend ein, die Gottesdienste zu besuchen, um sich über Haltung und Entwicklungen der Kirche ganz unmittelbar zu informieren.