Sozialdemokraten planen ihr 125-jähriges Jubiläum
Vorstand stellte erste Weichen / Gründungsjahr 1901 lange unbekannt
30. April 2025 – Der SPD-Ortsverein feiert im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen und hat jetzt innerhalb des Vorstandes erste Weichen für eine angemessene Geburtstagsfeier gestellt. Man wird das Jubiläum Anfang des kommenden Jahres mit einer Jubiläumsmatinee begehen. Festredner wird der Landesvorsitzende und Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Andreas Stoch sein. Er hat zwischenzeitlich die Schirmherrschaft übernommen und sein Kommen bestätigt. Weiter plant man eine Kranzniederlegung zu Ehren der verstorbenen Mitglieder auf dem Friedhof und man strebt an, Gastgeber eines Kreisparteitags zu sein. Schließlich prüft man die Fortschreibung der Ortsvereinsgeschichte, die anlässlich des 90-jährigen und insbesondere des 100-jährigen Bestehens umfassend dokumentiert wurde. Die zum 100-jährigen Jubiläum herausgegebene Chronik, wie ihre Vorgängerin verfasst von Herbert Bangert und gestaltet von Gerd Dember, fand 2001 hohe Anerkennung auch beim Bundesvorstand. Dass im Nachgang zum damaligen Jubiläum der Parteivorsitzende Franz Müntefering dem Ortsverein seine Reverenz erwies, gilt bis heute als einer der herausragenden Höhepunkte einer insgesamt wechselvollen und bis heute erfolgreichen Geschichte.
Dass man das Gründungsjahr 1901 ermitteln konnte, verdankt man einem glücklichen Umstand. Über viele Jahre war man bemüht, die Ortsvereinsgeschichte vor dem 2. Weltkrieg aufzuhellen und insbesondere ein Gründungsdatum in Erfahrung zu bringen. Der unvergessene Heimatforscher Hans Friess, Verfasser des Laudenbacher Geschichts- und Heimatbuchs, hatte den Ortsverein in seinen Bemühungen unterstützt und dabei interessante Quellen erschlossen, Das Gründungsdatum konnte auch er allerdings nicht herausfinden. Aber man verdankt ihm zahlreiche Nachweise, die belegen, dass es bereits vor Gründung der örtlichen Partei viele Aktivitäten der Arbeiterbewegung in Laudenbach gab. Über Jahre hatte man das Jahr 1904 als ersten Nachweis eines bestehenden Ortsvereins angesehen, nachdem in der Finanzübersicht des Protokolls über die Verhandlungen des Parteitags der Sozialdemokratischen Partei Badens vom 10. und 11. Februar 1906 ein geringfügiger Kassenübertrag in das Jahr 1905 vermerkt ist. Mitgliederzahlen werden in diesem Bericht erstmals 1906 aufgeführt, als man 14 Genossen zählte.
Als man 1988 das 125-jährige Bestehen der Bundespartei mit einer Veranstaltung beging und hierbei beklagte, dass dem Ortsverein leider ortsvereinseigene Unterlagen aus der Vorkriegszeit fehlen und hierüber in dieser Zeitung berichtet wurde, führte dies zu einer kleinen Sensation, indem man das vollständige Protokoll der Jahre 1914 bis 1933 erhielt. Edgar Giegrich, der jüngere Bruder des vor dem Parteiverbot bis 1933 als Schriftführer tätigen Valentin Giegrich, erinnerte sich an jenes Buch und händigte es den Verantwortlichen aus. Als 1933 die Parteiarbeit eingestellt werden musste, wurden die Parteiunterlagen beim damaligen Vorsitzenden Georg Beck beschlagnahmt und deshalb war man davon ausgegangen, dass auch die Protokolle in Nazihände gelangt waren. Valentin Giegrich hatte das Protokollbuch aber seiner Schwester und diese dem jüngsten Bruder gegeben, der seinerzeit gerade elf Jahre alt war und bei dem man deshalb kein politisches Material vermutete und der deshalb von Durchsuchungen verschont blieb. Dieser bewahrte die Unterlagen des im Krieg vermissten Bruders stets auf, weil er die Hoffnung hatte, dass dieser noch am Leben sei, weil er von Augenzeugen wusste, dass sein Bruder lebend in Gefangenschaft geriet. Als er nunmehr den Bericht in den „Weinheimer Nachrichten“ las, erinnerte er sich an das versteckte Protokollbuch und übergab es dem damaligen Vorsitzenden des Ortsvereins, Dieter Ehle sowie dessen Stellvertreter Herbert Bangert. Dabei berichtete er auch von den Widerstandsaktivitäten seines Bruders. Dieser gehörte einer von Mannheim geführten Widerstandsbewegung an und war für die Verteilung der „Sozialistischen Aktion“ an der Bergstraße verantwortlich. Für seine Aktivitäten wurde er mit Urteil vom 14. November 1935 des Oberlandesgerichts Karlsruhe zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, weil er ein „hochverräterisches Unternehmen vorbereitet hat“.
Eine erste Durchsicht des Protokollbuchs ließen Ehle und Bangert dann fündig werden. Im Jahre 1926 feierte der SPD-Ortsverein sein 25-jähriges Stiftungsfest, so dass die Gründung zwangsläufig auf das Jahr 1901 zurückgeht. Bangert erinnert sich noch sehr genau an den Gänsehautmoment, als er erstmals den letzten Eintrag Giegrichs vom 19. Mai 1933 las. Dort führt er aus: „Heute Abend wurde laut Beschluss der noch vorhandenen Genossen die Ortsgruppe der SPD aufgelöst. Hitler hat das Vermögen der Partei beschlagnahmt. Es kann kein Beitrag mehr bezahlt werden. Wird die SPD nochmals auferstehen?“ Sie ist wieder erstanden und wurde 1946 von Männern wieder gegründet, die bereits vor 1933 die Geschicke der Partei ganz wesentlich bestimmt hatten