Die „Schönen Mannheims“ lieferten eine perfekte Bühnenshow
Es war das Anliegen der Verantwortlichen im SPD-Ortsverein, zum 25-jährigen Jubiläum der Veranstaltung zum Internationalen Frauentag etwas ganz Besonderes zu bieten. Es gelang, mit dem Quartett „Die Schönen Mannheims“ wahre Größen im deutschen Showbusiness für ein Gastspiel zu verpflichten, wobei es für Anna Krämer ein Wiedersehen bedeutete. Sie war bereits 2019 und 2022 mit Soloprogrammen zu Gast und mit ihrem dritten Auftritt begründete sie jetzt nach Kurpfälzer Rechenart gewissermaßen eine Tradition. Den vier bestens disponierten Damen gelang es, das Stimmungsbarometer bei den rund 150 Besuchern schnell auf Hochtouren zu bringen und ihnen einen unvergesslichen Abend zu bescheren.
Auftakt vor 25 Jahren
Doch ehe die Bühne für die „Schönen“ frei war, begrüßte die Ortsvereinsvorsitzende Vanessa Bausch die Gäste, darunter der Landtagsabgeordnete Sebastian Cuny, die Kreisvorsitzende Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, Gastrednerin Anna Walther und Delegationen der SPD Hemsbach und der örtlichen CDU. Sie erinnerte an den Beginn der erfolgreichen Veranstaltungsreihe vor 25 Jahren. Die damalige Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, Helma Ermler, habe die Initiative ergriffen und diese seinerzeit so begründet: „Es geht um die konkrete Utopie, die an diesem Tag von Frauen vorgetrgan wird: eine von Ausbeutung, Kriegen und von Gewalt freie Gesellschaft, in der Frauen wirtschaftlich und psychisch vom Mann unabhängig selbstbestimmt leben und in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik gleichberechtigt mitbestimmen und entscheiden“. Zwar sei schon ein Stück dessen verwirklicht, aber noch immer gäbe es Benachteiligungen, so Bausch unter Hinweis darauf, dass Frauen immer noch dreimal so viel unbezahlte Haus-, Pflege- und Betreuungsarbeit leisteten wie Männer, was sich auch auf ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten auswirke. Helma Ermler zeigte sich in ihrem Grußwort bescheiden. „Ich war dabei vor 25 Jahren“, sagte die Hauptorganisatorin der ersten Jahre. Sie habe 1998 ein Frauenfrühstück in Weinheim besucht und sei hierdurch inspiriert worden, auch in Laudenbach eine Veranstaltung anzubieten. Aus dem Frühstück sei eine Abendveranstaltung geworden und die Premiere mit Fifi Brix, der sie zuvor bei einer privaten Veranstaltung begegnet war, sei ein so großer Erfolg gewesen, dass eine Fortsetzung sich aufgedrängt habe und man habe in der Folge viele namhafte Künstlerinnen in Laudenbach erleben und durch die Gastrednerinnen viele Informationen über Sinn und Hintergründe des Frauentages erfahren dürfen, freute sich Ermler über die großartige Entwicklung ihres „Kindes“.
Frauen brauchen Mut zur Macht
Als Gastrednerin stellte Vanessa Bausch die Bürgermeisterin der Gemeinde Schöneich, Anna Walther, vor, die sich 2021 im ersten Wahlgang mit fast 60 Prozent der Wählerstimmen gegen vier Mitbewerber durchgesetzt habe. Walther widmete sich dem Thema „Gleichstellung“ mit der These „durch Mut zur Macht“ und durchstreifte dabei ihre eigene Biografie. Es gehe um machtvolle Frauen, die ihren Lebensweg selbst bestimmten und sich dabei nicht untersdrücken, nicht ausnutzen und nicht schlecht bezahlen ließen und denen die Welt offen stehe. Walther, die 1985 in Kiew geboren wurde und ihre Kindheit und Jugend in der Ukraine verbrachte, hat sich von dem Ratschlag der Mutter: „Sieh zu, dass Du von einem künftigen Mann finanziell unabhängig bist“ leiten lassen. Mit 16 Jahren habe sie mit einem Kirchenchor erstmals Deutschland besucht und sei von den Rahmenbedingungen beeindruckt gewesen. „Hier habe ich auch erlebt, wie Männer mit ihren Kindern allein auf dem Spielplatz waren“, erinnerte sich Walther. Als sie mit 19 Jahren als Au-pair-Mädchen“ nach Deutschland zurückkehrte, sei sie zunächst von ihrer Gastmutter und später von ihrer Schwiegermutter sehr beeindruckt gewesen. „Meine Schwiegermutter war Frau, Ehefrau, Großmutter, Lehrerin und hat ihr Leben selbst bestimmt und eine machtvolle Rolle eingenommen“, so Walther, die später auch beim Jurastudium von ihrer Professorin für öffentliches Recht sehr beeindruckt gewesen sei und nach ihrem Berufseintritt in der Bauverwaltung in Sindelfingen eine mutige und machtvolle Bürgermeisterin als Vorbild kennengelernt habe. Schließlich sei sie selbst durch ihren Eintritt in das Büro das Oberbürgermeisters selbst mit Macht konfrontiert worden, ehe sie nach ihrer Wahl jetzt zu den neun Prozent weiblicher Bürgermeisterinnen in Baden-Württember zähle. Sie wünche sich mehr Frauen, die anderen Frauen Mut zur Macht machen, weil es keine Gestaltung ohne Macht gäbe und forderte funktionierende Frauennetztwerke – je mehr, desto besser. Es bedürfe „Ermöglicherinnen“, weil zur Gleichstellung Frauen gebraucht würden. Walther rief auf, mehr Mut, mehr Unterstützung, mehr Macht und mehr Gleichstellung zu verwirklichen.
Das Schönste der Schönen
Die Gastmusikerinnen Stefanie Titus (Klavier), Oprendiva Smaida Platais sowie die Vollblutsängerinnen Anna Krämer und Susanne Back erinnerten an ihren gemeinsamen Beginn vor 13 Jahren, ohne diesen „wären wir nicht hier, vier verrückte Hühner mit Klavier“. Und die vier Damen, die allesamt über eine fundierte musikalische Ausbildung verfügen, überzeugten nicht nur mit grandiosen Stimmen, sondern auch mit scharfer Zunge und satirischem Witz. Mit überwältigender Mimik streuten sie hochkomische kabarettistische Szenen in das Programm ein. Sie zeigten eine Schönheitsparty als eine Art Tupperparty , wobei „Plastik woanders hin gehe“, spielten ein erotisches Callcenter oder zeigten artistisch anmutende Entspannungsübungen. Sie besangen den „Boy from Mannheim City“ oder wollten „Aus der Reihe tanzen, statt in der Schlange zu steh’n“ und Smaida Platais präsentierte den Udo Jürgens-Song „Was wichtig ist“ überaus ausdruckstark. Die kongeniale Pianistin Stefanie Titus versuchte sich mit dem Publikum mit einem Kanon und schließlich war „Grande Amore“ angesagt.
Nach der Pause, in der im Foyer Nicole Carucci und Yvonne Weiss als Zugabe zu dem ohnehin günstigen, dem Jubiläum angepassten Eintrittspreis sehr appetitlich hergerichtete belegte Brötchen reichten, sorgten die Damen als Selbsthilfegruppe unter dem Motto „meine Phobie und ich“ mit Phobien bei Entschuldigungen, Wiederholungen, Schreien oder Stille“ für wahre Brüller im Publikum. Susanne Back zeigte ihre solistische Klasse bei „Quiet please“, es wurde die „Single-Frau“ besungen und der Hit der Pointer Sisters „I’m so excited“ sowie der „Mob Rap“ dargeboten. Ein komödiantisches wie gesangliches Highlight war ein Werbeblock für Büstenhalter mit dem bekannten „“You raise me up“. Stürmischer Beifall belohnte die Esprit und Charme versprühenden Künstlerinnen für einen facettenreichen Abend mit Unterhaltung auf höchstem Niveau. Man erlebte höchste Bühnenkunst und Frauenpower, die ansteckte und damit dafür sorgte, dass nicht nur das gebotene Programm, sondern der gesamte Abend zu einem „Best of“ wurde. Stefanie Titus und Vanessa Bausch dankten den Akteuren, die den Abend möglich machten: Herbert Bangert für die Organisation des Gastspiels, Frank Peiker für den Ton und Simon Schwalbenhofer für die Lichteffekte sowie allen Helferinnen. Bei der Zugabe „Merci Cherie“ betraten die Damen ganz im Udo Jügens-Like die Bühne in Bademänteln, nahmen Blumen entgegen und standen anschließend im Foyer noch ihrem begeisterten Publikum zu anregenden Gesprächen zur Verfügung.